Warum? Weil du damit Leben retten kannst!
Mit dem Begriff Typisierung können viele leider nichts anfangen, doch im Zusammenhang mit der Knochenmark- oder Stammzellspende ist eine Erklärung simpel:
In einigen, schwerwiegenden Fällen von Leukämie benötigen die Patienten eine Stammzellentransplantation, um zu überleben. Damit diese gelingt, müssen die Gewebemerkmale von Patient und Spender möglichst einhundertprozentig übereinstimmen. Durch die Typisierung werden die Gewebemerkmale von potenziellen Spendern bestimmt und weltweit mit denen von Leukämie-Patienten verglichen und somit auch die Wahrscheinlichkeit erhöht, einen „genetischen Zwilling“ zu finden.
Die Blutstammzellen kommen unter anderem im Knochenmark vor und stellen den Ausgangspunkt für alle Blutzellen dar. Das Knochenmark befindet sich in allen großen Knochen des menschlichen Körpers, wie den Oberschenkelknochen und dem Beckenkamm. Es handelt sich dabei um blutbildendes Gewebe, welches Blutstammzellen enthält. Im Knochenmark werden Blutzellen wie die roten Blutkörperchen (Sauerstofftransport), die weißen Blutkörperchen (Immunsystem) und die Blutplättchen (Gerinnung) gebildet.
Unter Leukämie werden verschiedene bösartige Krankheiten zusammengefasst, die die Blutbildung beeinflussen. Genauer gesagt kommt es durch Leukämie zur verstärkten Vermehrung von unreifen und damit funktionsunfähigen Blutkörperchen. Diese Blutkörperchen befallen das Knochenmark und stören dort die Blutbildung, wodurch es zu einem Mangel an reifen Blutzellen wie den roten und weißen Blutkörperchen kommt.
Die Antwort darauf ist leicht ersichtlich: Weil man dadurch Leben retten kann. Natürlich gibt es viele verschiedene Arten von Leukämie und nicht bei allen ist eine Stammzellspende unausweichlich. Doch oft genug ist sie die einzige Hoffnung für einen Patienten und in diesen Fällen ist die Suche nach einem geeigneten Spender ein Wettlauf gegen die Zeit, da akute Leukämie in wenigen Wochen bis Monaten zum Tod führen kann. Die Wahrscheinlichkeit, einen Spender zu finden, der einen „genetischen Zwilling“ darstellt, ist sehr gering. Umso wichtiger ist es, dass möglichst viele Menschen sich typisieren lassen und somit die Überlebenschancen für alle Leukämie-Patienten erhöhen.
Die Typisierung selbst ist für den potenziellen Spender lediglich eine Blutabnahme. Das Blut wird dann im Labor auf bestimmte Merkmale hin untersucht, die Informationen werden anonym in einer Datenbank gesammelt und mit den Merkmalen von Leukämie-Patienten auf der ganzen Welt verglichen. Die Wahrscheinlichkeit, als Knochenmarkspender infrage zu kommen, ist mit etwa 1:20.000 bis 1:mehreren Millionen recht gering.
Typisieren lassen können sich – ähnlich wie bei der Blutspende – alle gesunden Menschen zwischen 18 und 55 Jahren, die mindestens 50 Kilogramm wiegen. Gesund heißt in diesem Fall, dass keine Medikamente oder Drogen für einen gewissen Zeitraum vor der Typisierung eingenommen wurden. Außerdem sind Personen ungeeignet, die unter chronischen Erkrankungen wie beispielsweise des Herzens oder der Lunge leiden, die Krebs hatten oder mit AIDS infiziert sind.
Ein detaillierter Fragebogen klärt vor der Typisierung alle weiteren Voraussetzungen. Auch bei Schwangerschaft ist eine Typisierung möglich, wobei eine Knochenmarkspende frühestens sechs Monate nach der Entbindung infrage kommt.
Prinzipiell gibt es vier verschiedene Möglichkeiten für eine Typisierung. Man kann eine Typisierungsaktion in der Nähe besuchen, die regelmäßig stattfinden oder eine der zahlreichen ständigen Einrichtungen zur Typisierung aufsuchen. Auch Firmentypisierungen werden alljährlich angeboten. Bei diesen drei Methoden erfolgt eine Registrierung der Daten vor Ort sowie eine Blutentnahme.
Als vierte Alternative kann man sich als Briefspender online oder telefonisch registrieren und Informationsmaterial und ein Typisierungsset zuschicken lassen. Entscheidet man sich zur Spende, muss eine Einverständniserklärung unterschrieben werden, von der jederzeit zurückgetreten werden kann. Mit einem Wattestäbchen muss nun ein Wangenabstrich genommen und das ganze Set zurück an das jeweilige Spendenregister geschickt werden. Nach einigen Monaten erhält man dann einen Spenderausweis.
Die größte Angst besteht jedoch vor der Knochenmarkspende selbst, die für äußerst schmerzhaft und riskant gehalten wird, was in der Regel jedoch nicht zutrifft. So gibt es beispielsweise zwei verschiedene Arten der Spende. Die periphere Stammzellenentnahme kann ambulant erfolgen und ähnelt in der Vorgehensweise einer Blut- oder Blutplasmaspende. Sie wird mittlerweile in den meisten Fällen als Methode zur Knochenmarkspende durchgeführt.
Im Gegensatz dazu handelt es sich bei der Knochenmarkentnahme um eine stationäre Operation unter Vollnarkose, die wie alle Operationen gewisse Narkoseriesiken enthält. Außerdem kann es an den Schnitt- bzw. Stichstellen, an denen das Knochenmark entnommen wird, zu Wundschmerz kommen. Dieser klingt wenige Tage bis Wochen nach der Operation wieder ab und es bleiben zwei kleine Narben über dem Gesäß zurück.
Nach der Operation bildet der Körper die entnommenen Stammzellen innerhalb von zwei Wochen neu, was bedeutet, dass dem Spender durch die Entnahme nichts verloren geht. Er muss sich danach langfristig auf keinerlei körperliche Einschränkungen einstellen.
Es gibt zahlreiche verschiedene Spendenregister, die alle Spenderdaten in anonymisierter Form an das zentrale Knochenmarkspender-Register Deutschland weiterleiten, welches diese für den internationalen Vergleich bereit hält.
Wer bereits in einem Register als potenzieller Knochenmarkspender registriert sind, braucht sich nicht noch einmal registrieren zu lassen. Die Daten gehen an eine zentrale Sammelstelle. Eine weitere Registrierung oder Typisierung würde allenfalls zu Verwirrung und zusätzlichen Bearbeitungskosten führen.
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